Tour 19 Waisenheim
Die finalen Vorbereitungen für die Weihnachtstour nach Mukatschewe begannen dann am 22.12 Patric hat zuerst den Wellerbus in Bietigheim-Bissingen abgeholt. Direkt im Anschluss fuhr er auf die schwäbische Alb zu den Tresssbrüdern, die unsere Fahrt mit 3 Paletten ihrer leckeren Suppen unterstützt haben. Am nächsten Tag wurde umgeladen und der Transporter gepackt. Ein Teil der Tresssuppen wurde bei Dawid zwischengelagert, um mehr Platz für die Geschenke und die haltbaren Lebensmittel für das Waisenhaus zu machen, die im Pfarrhaus und bei uns zu Hause abgegeben wurden. Außerdem haben wir noch Generatoren eingeladen, die von Mukatschewe aus weiter an die Front geschickt werden sollten. So wurde der Transporter immer voller und voller.
Insgesamt war die Spendenbereitschaft so groß, dass wir gut
noch einen zweiten Bus gebraucht hätten. Die Reste, die wir nicht mitnehmen
konnten, werden jedoch Joanna und Stefanie in der ersten Januarwochenende nach
Polen fahren. Von dort aus werden sie weiter nach Mukatschewe geschickt und
dort verteilt. So haben alle abgegebenen Spenden innerhalb kurzer Zeit den Weg
in die Ukraine gefunden.
Nach einer kurzen Weihnachtspause mit der Familie sind wir, Doro und Patric, in der Nacht zum 26.12. losgefahren. Unser erster Stopp war Ingolstadt. Dort haben wir unsere Papiere für die Einreise in die Ukraine abgeholt, die Sergej für uns ausgefüllt hat, bevor er und seine Frau Gabi nach Mukatschewe gefahren sind. Von dort aus ging es dann los. Die restlichen 12 Stunden der Fahrt durch Österreich und Ungarn verliefen ohne Probleme und Zwischenfälle. Am Abend gegen 18 Uhr kamen wir an der ungarisch-ukrainischen Grenze an. Zum Glück hatten die ungarischen Grenzbeamten nichts zu beanstanden und so konnten wir die Grenze nach kurzer Zeit passieren und wurden auf ukrainischer Seite von Sergej und Gabi in Empfang genommen. Auch hier war die Einreise deutlich unkomplizierter als bei unserer letzten Tour und nach circa 30 Minuten konnten wir uns, mit unseren frisch gestempelten Pässen, auf den Weg nach Mukatschewe machen. Dort haben wir den Wellerbus auf einem bewachten Gelände geparkt und sind zu unserer Unterkunft gegangen. Wir wurden herzlich von unserer Gastgeberin empfangen, die uns kostenlos ein schönes Zimmer mit eigenem Bad zu Verfügung gestellt hat. Schnell zeigte sie uns noch die Gemeinschaftsküche. Sie wollte uns alles zeigen, bevor der Strom abgestellt wurde. In Mukatschewe, und sicherlich in vielen anderen ukrainischen Städten, ist es aktuell so, dass jede Straße zu einer festgelegten Zeit Strom hat. Ist diese vorbei, wird der Strom abgestellt und man muss sich mit Taschenlampen helfen. Wir hatten Glück: Strom und W-Lan funktionierten noch circa eine halbe Stunde, sodass wir uns auch bei unseren Familien melden konnten. Dann wurde der Strom abgestellt und wir fielen müde ins Bett.
Gut ausgeschlafen und mit einem reichhaltigen Frühstück gestärkt, das wir von unserer Gastgeberin an die Tür gestellt bekommen hatten, ging es dann wieder zu unserem Transporter. Die leckeren Tresssuppen und einen Teil der haltbaren Lebensmittel haben wir in Mukatschewe bei Katja ausgeladen. Katja organisiert dort eine Art Anlaufstelle für Flüchtlinge innerhalb der Ukraine. Dort gibt es eine Außenküche, bei der sich die Flüchtlinge einmal pro Tag eine warme Mahlzeit abholen können. Außerdem werden dort kleine Carepakete für bedürftige Familien gepackt. Vor allem die Tresssuppen wurden dort schon sehnsüchtig erwartet. Ein Teil der Suppen wird dort verteilt. Ein anderer Teil wird weiter an die Front geschickt. Die restlichen Lebensmittel und die Geschenke für die Kinder haben wir dann in Lucas Transporter gepackt. Gemeinsam mit ihm, Sergej und Gabi sind wir dann zum Waisenhaus gefahren, das ein Stück außerhalb von Mukatschewe liegt. Der Wellerbus blieb sicher in Mukatschewe.
Während der Fahrt zum Waisenhaus stieg bei allen die Aufregung. Wir freuten uns darauf, die Kinder wiederzusehen und waren gespannt, wie die Geschenke ankommen würden. Als wir am Waisenhaus ankamen, waren die kleineren Kinder noch in ihren Betten. So konnten wir, mit tatkräftiger Unterstützung der "Großen" den Transporter ausladen. Neugierig haben sie die Spenden begutachtet und sich vor allem über Süßigkeiten und Schokocreme gefreut. Auch das Klopapier und andere Hygieneartikel wurden mit Begeisterung empfangen.
Nachdem die Lebensmittel ausgeladen und in der Küche
des Waisenhauses verstaut waren, war es endlich so weit: BESCHERUNG!
Alle Kinder waren im Gruppenraum versammelt. Sie waren ganz
aufgeregt und schauten sehnsüchtig zu den vielen Geschenken, die um den ganzen
Weihnachtsbaum verteilt sind. Jedes Kind hat von uns einen persönlichen
Geschenkkarton und eine kleine Plüschfigur mit Schokolade bekommen. Sergej hat
jedes Kind aufgerufen und noch ein paar Worte zu Ihnen gesagt. Den Kindern konnte
es natürlich nicht schnell genug gehen. Sehnsüchtig warteten Sie darauf, dass
ihr Name genannt wurde und sie endlich auspacken durften. Jedes Kind brachte
sein Geschenk schnell zu seinem Bett. Dort wurde ausgepackt. Die großen Kinder
schauten staunend in ihre Kartons, packten aus und verstauten die Geschenke
sorgfältig bei Ihren Sachen, damit auch ja nichts verloren geht. Die kleinen
Kinder verteilten im Nu alles aus ihren Kartons auf den Betten, rissen
begeistert das Geschenkpapier auf, hatten die Münder schon voller Schokolade.
Sie zeigten sich stolz, was sie bekommen hatten und versuchten, so viele Dinge
wie möglich gleichzeitig auszuprobieren. Natürlich haben alle Kinder an dem Tag
viel zu viel Süßes durcheinandergegessen, aber das war egal. Sie haben sich gefreut
und das hat man Ihnen einfach angesehen. Wir wurden natürlich sofort
eingespannt. Wir befreiten Babypuppen aus Ihren Verpackungen, während die
kleinen ungeduldig an unserer Hose zupften, weil es nicht schnellgenug ging.
Wir haben Playmobilhubschrauber zusammengebaut und Lutscher ausgepackt.
Es hat
uns sehr glücklich gemacht, die strahlenden Kinderaugen im Waisenheim zu sehen. Es ist uns
jedoch wieder bewusst geworden, wie furchtbar das Schicksal dieser unschuldigen Kinder ist. Ihr
letztes Weihnachtsfest 2021 haben sie noch gemeinsam mit ihren leiblichen Eltern verbracht.
In Sicherheit und Frieden, auch wenn der aufkeimende Konflikt schon spürbar
war. In den letzten 10 Monaten hat sich alles für diese Kinder geändert. Sie
haben nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihre Eltern verloren und leben nun an
einem neuen Ort. Manche von Ihnen mussten sehr schnell erwachsen werden.
So kümmert sich Olesya, 15 Jahre alt, nun um die kleine Kira. Sie ist ein knappes Jahr alt und erst seit wenigen Wochen im Waisenhaus. Olesya hat ihr Bett nun neben Kiras. Als wir angekommen sind, hat Kira gerade auf ihrem Arm geschlafen. Davor hat sie ihr die Flasche gegeben. Wir
wissen, dass Geschenke das Leid der Kinder nicht ansatzweise lindern können,
dennoch hat es uns sehr glücklich gemacht, diesen Moment der Freude miterlebt
zu haben. Wir
möchten uns an dieser Stelle herzlich bei allen Menschen bedanken, die für
diese Fahrt gespendet haben und es so möglich gemacht haben, die Kinder mit
Geschenken und Lebensmitteln zu versorgen! Die strahlenden Kinderaugen waren sämtliche Mühen der
vergangenen Wochen und die lange Autofahrt wert. Doch nicht nur die Kinder
haben Geschenke bekommen. Die Kinder haben auch uns beschenkt. Jeder von uns
bekam einen selbstgebastelten Wichtelanhänger für den Tannenbaum.
Die Erzieherinnen dort sind sehr bemüht, die Räume gemütlich herzurichten und zu einem zuhause zu machen. Im Gruppenraum gibt es einen Weihnachtsbaum, der von den Kindern geschmückt wurde und dank einer batteriebetriebenen Lichterkette leuchtet. Doch die Mittel und Räumlichkeiten sind begrenzt. Der Strom fällt häufig aus, die Generatoren arbeiten auf Hochtouren. Die Sanitäranlagen sind veraltet, die Schlafsäle voller Schimmel. In den Schlafsälen schlafen circa 18-20 Kinder, kleine Heizlüfter sorgen dafür, dass es nicht zu kalt wird. Aber die Kinder tragen saubere und warme Kleidung und wirken gepflegt. Man merkt den Kindern an, dass die Erzieherinnen ihr Bestes geben. Zum Glück hatten wir auch für sie einen Geschenkkarton mit Schokolade, Lebkuchen, Kaffee und Tee damit diese nicht leer ausgehen und ihr Engagement ein wenig gewürdigt wird. Und man merkt, wie sehr die Kinder auf unsere Unterstützung angewiesen sind. Wir entdecken im Gruppenraum viele Dinge, die wir beim letzten Mal dort hingefahren haben. Es ist schön zu sehen, wie Spielsachen, die in Deutschland nicht mehr gebraucht wurden, dort jeden Tag genutzt werden. Nach ein paar Stunden mussten wir wieder nach Mukatschewe zurück. Der Abschied von den Kindern fiel uns sehr schwer. Wir hoffen, dass wir sie bei einer unserer nächsten Hilfsgüterfahrten wieder sehen dürfen. Viele Kinder sind uns schon jetzt sehr ans Herz gewachsen. Ella mit ihrer fröhlichen und zugewandten Art. Kostja, der alle schweren Kartons tragen wollte. Serhey, der im Schlafsaal Seifenblasen gemacht hat. Die kleine Mascha, die den ganzen Nachmittag mit ihrem neuen Rucksack durch den Schlafsaal gehüpft ist. Christina, die sich so über ihr neues Kleid gefreut hat und Kira, die eigentlich noch viel zu klein ist, um sich zwischen so vielen Kindern behaupten zu können. Wir hoffen, dass es Ihnen gut geht und sie weiterhin in Sicherheit sind.
Zurück in Mukatschewe haben wir den Tag bei einem Essen in
einem typisch ukrainischen Restaurant nochmal Revue passieren lassen. Für uns
war es eine interessante Erfahrung zu sehen, wie in der Ukraine der Alltag
zwischen Krieg und Normalität gelebt wird. Wie oben schon beschrieben, gibt es
festgelegte Stromzeiten. Die Restaurants und Geschäfte behelfen sich mit
Generatoren und können so das alltägliche Leben am Laufen halten. Das
Restaurant war gut besucht. Es tut den Menschen dort gut, am Abend nochmal
rauszukommen und Freunde zu treffen. Die Alternative wäre, allein in der
dunklen Wohnung zu sitzen.
Am nächsten Morgen waren wir um 11 Uhr mit Sergej verabredet, um die Pakete zur Post zu bringen. Wir hatten wieder gut geschlafen und gefrühstückt. Unsere Gastgeberin hat uns 12 (!) gefüllte Pfannkuchen mit Marmelade und Kaffee vor die Tür gestellt. Daher beschlossen wir die Zeit bis zum Treffen mit Sergej zu nutzen, um noch einen Eindruck von Mukatschewe zu bekommen. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir noch durch die Stadt spaziert und waren in einer großen Markthalle. Unser Plan direkt um 11 Uhr zu Post zu fahren, wurde jedoch von einem landesweiten Luftalarm geändert. Sobald die Sirenen ertönen, wird das alltägliche Leben heruntergefahren. Geschäfte müssen schließen und die Leute sollen sich in Sicherheit bringen. Wir hatten jedoch nicht den Eindruck, dass die Leute sich sehr um den Luftalarm kümmern. Sergej konnte uns auch schnell beruhigen. Wir haben bei Katja abgewartet und sind dann zur Post gefahren. Da das Programm zum Verschicken der Pakete noch nicht funktionierte, hat alles länger gedauert. Doch nach circa einer Stunde konnten wir unsere Pakete aufgeben und Richtung Grenze fahren. Ein Generator, den wir im Auftrag von Jana transportiert haben, ist mittlerweile schon bei der Raketenluftabwehreinheit in Kiew angekommen. Also hat sich unsere Zusatzfahrt zur Post auf jeden Fall gelohnt. Wir sind gegen 15.30 Uhr wieder nach Ungarn eingereist. Die Sonne ging dort langsam schon unter. Die folgenden 13 Stunden Fahrt bei Dunkelheit waren anstrengender als erwartet und wir waren wirklich froh, als wir gegen 5 Uhr morgens wieder wohlbehalten in Heiligenstein ankamen.
Mittlerweile sind wir seit fast zwei Wochen wieder in Deutschland, aber wir denken oft an die Kinder und fragen uns, wie es Ihnen wohl geht. Wir hoffen, dass wir die Kinder wieder sehen dürfen. Doch dazu brauchen wir weiterhin Ihre Unterstützung. Ohne Ihre Lebensmittel- und Sachspenden sowie die finanzielle Unterstützung gibt es nichts, was wir transportieren können. Wir bedanken uns außerdem auch bei Sergej und Gabi, die uns alles übersetzen und uns immer helfen. Und bei allen Menschen, die wir dort getroffen und die uns so herzlich empfangen haben. Für unsere Unterkunft und unser Frühstück und für die lieben Geschenke von Katja und ihrem Team! 😊 Wir kommen gerne wieder!
Doro und Patric (Römerberg)